Vaterlos aufwachsen
Wie Kleinstkinder, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sich entwicklen, wenn der Vater fehlt oder er durch die Erwerbsarbeit unverhältnismäßig lang abwesend ist, untersuchten deutsche und australische Forscher in einer Langzeitstudie. Die Langzeitstudie basiert auf Daten von mehr als 1.400 Kindern im australischen Bundesstaat Western Australia.
Prof. Dr. Matthias Franz beschreibt in einem Vortrag „Der vaterlose Mann“ wie wichtig die Beziehung zum Vater für die kindliche Entwicklung ist und was passiert, wenn Jungen keine männliche Identität aufbauen können, weil der Vater kriegsbedingt fehlte. Anhand der Mannheimer Kohortenstudie, die Kriegskinder der Geburtsjahrgänge 1935 und 1945 über einen langen Zeitraum hinweg untersuchte, analysiert Matthias Franz die Situation der heutigen Vaterlosigkeit vieler Jungen.
In dem Artikel „Wenn der Vater fehlt. Epidemiologische Befunde zur Bedeutung früher Abwesenheit des Vaters für die psychische Gesundheit im späteren Leben“ veröffentlicht von Väter für Kinder e.V. heißt es:
Der Vater als prägender männlicher Partner ist heute über weite Bereiche der frühkindlichen Entwicklung nur wenig präsent. In Kindergärten und Grundschulen sind Kinder überwiegend mit weiblichen Bezugspersonen zusammen. Vielen in ihrem Rollenbild und Selbstverständnis verunsicherten Männern ist darüber hinaus offensichtlich nicht klar, wie wichtig gerade ihre spürbare Gegenwart für eine gesunde Entwicklung ihrer Kinder ist… Aus psychoanalytischer Sicht besitzt demgegenüber die Präsenz und Zuwendung des Vaters für die kindliche Entwicklung und die psychische Gesundheit im späteren Erwachsenenleben eine entscheidende Bedeutung…
Links zum Thema
Sarah Johnson et al., Mothers’ and Fathers’ Work Hours, Child Gender and Behavior in Middle Childhood. Journal of Marriage and Family, 2013, 75: 56-74.
Zwischen Erinnerung und Gegenwart: Die seelische Gesundheit ehemaliger Kriegskinder: Ergebnisse der Mannheimer Kohortenstudie nach 25 Jahren Follow-up, Marina Hiltl, Patricia Bielmeier, Bertram Krumm, Matthias Franz, Heinz Schepank and Klaus Lieberz, Zeitschrift für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Vol. 55, No. 3 (2009), pp. 282-296